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Echos der Vergangenheit: Erkundung der historischen jüdischen Viertel Marokkos
Im Herzen der alten Städte Marokkos, hinter zerfallenen Mauern und verwitterten Toren, liegen die stillen Überreste einst lebendiger Gemeinden. Dies sind die Mellahs, Marokkos historische jüdische Viertel, die heute größtenteils verlassen sind, aber immer noch reich an Echos vergangener Jahrhunderte sind.
Der Begriff „Mellah“ stammt vom arabischen Wort für Salz und bezieht sich auf das erste derartige Viertel in Fez in der Nähe eines Salzhandelsgebiets. Was im 15. Jahrhundert als geräumige, gut ausgestattete Viertel begann, verwandelte sich allmählich in überfüllte, verarmte Viertel, die von der Hauptmedina getrennt waren. Doch innerhalb dieser Grenzen blühte die jüdische Kultur in Marokko auf.
Heute ist ein Spaziergang durch eine Mellah eine sinnliche Reise in die Vergangenheit. Man kann sich den Lärm geschäftiger Märkte vorstellen, den Duft von Gewürzen und frisch gebackenem Brot und den Anblick kunstvoll geschnitzter Türen, die die Häuser prominenter Familien kennzeichnen. Überall sind Überreste jüdischen Lebens zu finden: Gemeinschaftsbäckereien, koschere Metzgereien und diskrete Synagogen in verwinkelten Gassen. Hinter hohen Mauern bieten ruhige Innenhöfe mit zentralen Brunnen, die einst für rituelle Waschungen genutzt wurden, einen Einblick in das Privatleben der früheren Bewohner der Mellah.
Die erste Mellah entstand 1438 in Fez, als die jüdische Gemeinde zwangsweise in ein neues befestigtes Viertel neben dem Königspalast umgesiedelt wurde. Dieser Schritt, der wahrscheinlich durch Ausbrüche antijüdischer Gewalt ausgelöst wurde, schuf einen Präzedenzfall, der in ganz Marokko nachgeahmt werden sollte. Die Schaffung dieser Viertel diente einem doppelten Zweck: dem Schutz der jüdischen Bevölkerung und einer stärkeren Überwachung ihrer kommerziellen Aktivitäten durch die herrschende Klasse.
Die 1557 gegründete Mellah in Marrakesch folgte einem ähnlichen Muster. Als die Stadt unter der Saadier-Dynastie zur Hauptstadt heranwuchs, verlegte Sultan Moulay Abdallah al-Ghalib die wachsende jüdische Gemeinde in ein ummauertes Viertel neben seiner Kasbah. Dieses Modell wurde in den folgenden Jahrhunderten in anderen marokkanischen Städten wie Meknes, Essaouira und Tetouan nachgeahmt.
Trotz ihres ursprünglichen Schutzzwecks waren die Mellahs oft überfüllt und verarmten. Sie ermöglichten jedoch auch, dass jüdische Traditionen über Jahrhunderte hinweg unter wechselnden Herrschern autonom gedeihen konnten. Diese ummauerten Bezirke wurden zum pulsierenden Herzen des jüdischen Lebens in Marokko und beherbergten Synagogen, Schulen, Ritualbäder und andere Gemeinschaftsstrukturen. Sie behielten ihre eigenen Systeme der lokalen Verwaltung und Rechtsprechung unter der Gesamtautorität des Sultans bei.
Das Leben in den Mellahs war weitgehend autark, mit internen Märkten und Dienstleistungen, die den spezifischen Ernährungsbedürfnissen der jüdischen Gemeinde gerecht wurden. Doch diese Viertel dienten auch als wichtige Schnittstellen zwischen jüdischen und muslimischen Gemeinden und förderten den kommerziellen Austausch und die gegenseitige kulturelle Befruchtung.
In Marrakeschs Mellah können Besucher noch immer einen der ältesten jüdischen Friedhöfe Marokkos und historische Bäckereien mit Gemeinschaftsöfen finden, die einst für das Sabbat-Challa-Brot genutzt wurden. Eine Mikwe, ein rituelles Bad, das durch ein ausgeklügeltes Abwassersystem vom Winterregen gespeist wird, zeugt vom Einfallsreichtum der Gemeinde.
Die Mellah in Tanger zeigt eine einzigartige architektonische Mischung aus andalusischen, spanischen und europäischen Einflüssen, insbesondere Art-Deco-Elementen, die bei jüdischen Kaufleuten beliebt waren. Die zentrale Lage in der Medina und die Erweiterungen in die Neustadt weisen markante architektonische Elemente auf: Innenhöfe, gemeißelte Steine, schmiedeeiserne Balkone, dekorative Gesimse und große Öffnungen im Erdgeschoss, die die Familienzimmer mit der Straße verbanden.
In der Mellah von Fez befinden sich die Ibn-Danan-Synagoge, Thora-Schulen, eine jüdische Bibliothek und die Lazama-Synagoge, die 1580 gegründet wurde und bis 1920 in Betrieb war. In der Mellah der Stadt gab es sogar separate Viertel für jüdische Einwanderer aus Spanien und Portugal, die bis zum 18. Jahrhundert jeweils ihre eigenen Traditionen pflegten, bis diese Gemeinschaften begannen, sich zu einer einheitlichen marokkanisch-jüdischen Identität zu verbinden.
Die wirtschaftliche Bedeutung der Mellahs kann gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Die Herrscher platzierten diese Viertel strategisch, um die jüdischen Kaufleute und Handwerker zu beaufsichtigen, deren internationale Handelsbeziehungen wertvolle ausländische Waren und Einnahmen brachten. Diese wirtschaftliche Aktivität wiederum ermöglichte es den jüdischen Gemeinden in den Mellahs, jahrhundertelang zu florieren.
Essaouira ist ein Paradebeispiel für diese wirtschaftliche Symbiose. Als Hafenstadt von Marrakesch und geschäftige Küstenstadt weist die Mellah aus dem 18. Jahrhundert noch immer architektonische Spuren wohlhabender jüdischer Kaufleute auf. Die örtliche jüdische Gemeinde war für ihr Schmuckhandwerk, ihre Zuckerproduktion und ihren Fischereihandel bekannt.
Sogar in den Städten im Landesinneren zog der zentrale Markt der Mellah oft nichtjüdische Kunden an, insbesondere am jüdischen Sabbat, wenn dort mehr Betrieb herrschte als auf dem muslimischen Souk. Dies führte gelegentlich zu rabbinischen Ermahnungen, an diesem Feiertag keine Geschäfte mit „nichtjüdischen Kunden“ zu machen. Das Erbe jüdischer Handwerkskunst und jüdischer Handelskunst ist auf den Marktplätzen der Mellahs bis heute spürbar.
Doch das frühe 20. Jahrhundert markierte für viele der marokkanischen Mellahs den Anfang vom Ende. Jüdische Bewohner begannen, aus diesen überfüllten, heruntergekommenen Vierteln in neuere Teile der expandierenden marokkanischen Städte zu ziehen. Die Staatsgründung Israels im Jahr 1948 beschleunigte diesen Exodus, noch verstärkt durch Propaganda, die die muslimisch-jüdischen Beziehungen in Marokko belastete. Von einer Bevölkerung, die einst über 250.000 Menschen zählte, leben heute nur noch schätzungsweise 3.000 Juden im Land.
Dieser dramatische demografische Wandel ist in den Mellahs selbst am deutlichsten spürbar. Einst wimmelte es hier von Leben und Handel, doch heute herrscht in vielen dieser historischen jüdischen Viertel eine unheimliche Stille. Doch selbst in ihrem verlassenen Zustand bleiben sie eindrucksvolle Zeugnisse eines reichen kulturellen Erbes ummauerter Viertel, die jahrhundertelang das jüdische Leben in Marokko schützten, förderten und manchmal auch isolierten.
Die Mellahs sind mehr als nur jüdische Viertel; sie verkörpern Marokkos verlorene Vielfalt und sein Erbe. Ihre stillen Fassaden und verblassenden Durchgänge sind eine ergreifende Erinnerung daran, dass die marokkanische Kultur viel facettenreicher war, als sie heute erscheinen mag. Wenn wir durch diese historischen Straßen gehen, erkunden wir nicht nur verlassene Viertel, sondern betreten die lebendige Erinnerung an ein lebendiges, vielfältiges Marokko, das es einst gab.