Marokko will Währungsbindung an Euro-Dollar bis 2026 lockern

Laut Gouverneur Abdellatif Jouahri will die Zentralbank Marokkos, Bank Al-Maghrib, ihre Dirham-Bindung an einen Korb aus Euro und US-Dollar bis 2026 lockern.

Bloomberg News berichtete, dass der Gouverneur diese Ankündigung während eines Interviews in Washington machte, als er an den Jahresversammlungen des Internationalen Währungsfonds und der Weltbank teilnahm.

Die Zentralbank sei „technisch bereit“ für diesen Schritt und die Regulierungsbehörden entwickelten einen Plan zur Umsetzung, erklärte Jouahri und fügte hinzu, dass auch die Banken auf den Übergang vorbereitet seien.

Dieser Schritt ist Teil des schrittweisen Reformprozesses Marokkos, der schließlich zu einer marktbestimmten Währung führen soll und während der Pandemie gestoppt wurde.

Der Gouverneur merkte jedoch an, dass mehr Zeit und „Verantwortung“ für die Marktteilnehmer erforderlich seien, insbesondere für die kleinen Unternehmen, die den Großteil der Produktion des Landes ausmachen.

In einem Interview mit Asharq Business erläuterte Jouahri, dass über 80 % der Unternehmen in Marokko sehr klein und nicht ausreichend auf Wechselkursrisiken vorbereitet seien. Dies habe die Zentralbank dazu veranlasst, trotz der Aufforderung des IWF einen vorsichtigen Ansatz zu verfolgen.

Marokko begann 2018 mit der Liberalisierung seines Wechselkurses, indem es eine Schwankungsbreite von 2,5 % nach oben und unten anstelle der bisherigen 0,3 % einführte.

Im Jahr 2020 wurde diese Spanne auf 5 % erweitert, während die Bindung des Dirham an einen Korb aus 60 % Euro und 40 % Dollar beibehalten wurde. Der nächste Schritt besteht darin, sich von diesem Korb abzukoppeln.

Jouahri räumte ein, dass die Abkopplung des Dirham keine einfache Reform sei, da sie eine Anpassung des Leitzinses zwei- bis dreimal im Jahr erfordern würde.

Er erklärte: „Dies ist keine einfache Reform, da der Wert des marokkanischen Dirham gegenüber ausländischen Währungen beeinträchtigt wird. Dies ist eine große Reform, die Auswirkungen haben wird und für die die Zentralbank eine große Verantwortung trägt und ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzt.“

Obwohl die Inflation unter dem Zielwert liegt, zieht es die marokkanische Zentralbank vor, aufgrund der anhaltenden Unsicherheit im Nahen Osten, in der Ukraine und der bevorstehenden US-Wahlen im November bei ihrer Geldpolitik vorsichtig zu sein.

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Im Juni wurde der Leitzins von 3 % auf 2,75 % gesenkt und im September unverändert gelassen.

Jouahri äußerte sich optimistisch hinsichtlich der Kontrolle der Inflation und stellte fest, dass der Höhepunkt nun vorbei sei und ein Abwärtstrend begonnen habe.

Er erwartet, das Jahr mit einer Jahresrate zwischen 1,1 % und 1,3 % abzuschließen, was er der Geldpolitik, staatlichen Maßnahmen zur Sicherstellung einer ausreichenden Versorgung mit lebenswichtigen Gütern und monatlichen Bargeldunterstützung für Haushalte zuschreibt.

Marokko könnte Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres Anleihen auf dem internationalen Markt begeben, so Jouahri, der gemäß der Satzung der Zentralbank als Finanzberater der Regierung fungiert.

Er glaubt, dass diese Emission zu Jahresbeginn erfolgen sollte, vorausgesetzt, die globalen Zinssätze beginnen zu sinken.

Das Königreich investiert nicht stark in Gold, seine Bestände liegen seit Jahrzehnten unverändert bei 22 Tonnen.

Jouahri erklärte, dass Marokko nicht wie andere Länder den Weg der Erhöhung seiner Goldreserven eingeschlagen habe, da seine Devisenreserven kaum 30 Milliarden Dollar erreichen.

Marokko arbeitet seit drei Jahren mit technischer Unterstützung der Weltbank und des IWF an Gesetzesentwürfen zur Regulierung der digitalen Währung und der Kryptowährungen der Zentralbank.

Jouahri gab bekannt, dass der Gesetzesentwurf zu Kryptowährungen fertig sei und auf die Genehmigung der Regierung warte, um den Diskussionsprozess im Parlament zu beginnen.

Die Zentralbank setzt auch auf die Ausgabe eines digitalen Dirham, um die finanzielle Inklusion von Bürgern zu unterstützen, die nicht von Bankdienstleistungen profitieren, und um den Bargeldumlauf zu reduzieren.

Jouahri merkte an, dass Marokko in Bezug auf den Bargeldumlauf, der 28 % des BIP ausmacht und Ende letzten Jahres 40 Milliarden Dollar überstieg, möglicherweise das Land mit der höchsten Bargeldumlaufquote der Welt ist.