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Friedensgutachten 2025: NATO hat wegen Trump „keine Zukunft“

Wednesday 04 - 16:30
Friedensgutachten 2025: NATO hat wegen Trump „keine Zukunft“
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Friedens- und Konfliktforscher fordern Europa und Deutschland auf, sich auf eine Zukunft ohne NATO vorzubereiten und die Waffenlieferungen an Israel einzustellen.

Ihre Aussichten sind düster – namhafte deutsche Friedens- und Konfliktforscher fragen in ihrem Friedensgutachten 2025: „Wer oder was kann den Frieden noch retten?“ Die Welt erlebt derzeit zahlreiche Kriege in der Ukraine, im Gazastreifen und im Sudan, mehr als 122 Millionen Flüchtlinge und zahlreiche weitere gewaltsame Konflikte weltweit.

Seit 1987 analysieren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von vier Forschungsinstituten jährlich internationale Konflikte und formulieren politische Empfehlungen. Selten war ihr Friedensgutachten so pessimistisch wie dieses.

Christopher Dacey vom Leibniz-Institut für Friedens- und Konfliktforschung sagte bei der Vorstellung des Jahresgutachtens in Berlin: „In den letzten Jahren standen der russische Angriff auf die Ukraine und Russlands bewusste Zerstörung des europäischen Friedens- und Sicherheitssystems im Mittelpunkt unserer Analyse.“

Er fügte hinzu, die Sicherheitslage habe sich inzwischen weiter verschlechtert: „Mit den Vereinigten Staaten ist ein weiterer Unsicherheitsfaktor hinzugekommen.“

Scharfe Kritik an Donald Trump

Der diesjährige Bericht konzentriert sich auf die politischen Veränderungen in den Vereinigten Staaten und analysiert diese detailliert.

Die Forscher schreiben in ihrem Bericht, dass es US-Präsident Donald Trump und seiner „MAGA“-Bewegung (Make America Great Again) „in kurzer Zeit und ohne nennenswerten Widerstand“ gelungen sei, die älteste Demokratie der Welt in ein autoritäres Regime zu verwandeln.

Der Bericht fügt hinzu, dass sie auch international „liberale Institutionen und Errungenschaften zerstören“ wollen: „Autoritäre Herrscher und Diktatoren werden hofiert, und rechtspopulistische Bewegungen werden in liberalen Demokratien unterstützt.“

Konfliktforscher Dacey sieht die Gefahr einer „autoritären Ansteckung“.

Er warnt vor besorgniserregenden Trends, die selbst in Europa zu beobachten sind – wie der Untergrabung der internationalen Justiz, der Infragestellung der akademischen Freiheit und Eingriffen in die Unabhängigkeit gesellschaftlicher Akteure wie der Kirchen.

NATO: Ein totes Bündnis?

Der Bericht stellt fest, dass die transatlantische Partnerschaft mit den USA, „wie wir sie kennen, am Ende ist“.

Dies gilt laut den Forschern auch für die militärische Zusammenarbeit: „Die Glaubwürdigkeit der NATO-Hilfeversprechen ist erschüttert, und die Annäherung zwischen den USA und Russland droht nicht nur auf Kosten der Ukraine, sondern auch auf Kosten europäischer Interessen zu erfolgen.“

Dies stellt eine direkte Bedrohung für Deutschland und Europa dar. „Unser Problem ist, dass derzeit nichts ohne die NATO geht, und deshalb will niemand vom Ende der NATO sprechen, obwohl ihr Wertesystem längst verschwunden ist“, sagte Dacey, der die Frage, ob die NATO tot sei, nicht beanstandete.

Die Europäer müssen zusammenkommen

Das Friedensgutachten rät der Bundesregierung, einen „transparenten, schrittweisen Plan für den Ausbau und die Integration europäischer Verteidigungsstrukturen“ zu verfolgen.

Die Europäische Union sei davon noch weit entfernt.

„Was wir derzeit in der EU erleben, ist nicht eine Stärkung der europäischen Verteidigungsfähigkeiten im politischen Rahmen der EU, sondern vielmehr eine Stärkung der nationalen Verteidigungsfähigkeiten der EU-Mitgliedstaaten“, sagt Ursula Schröder vom Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg (IFSH).

Sicherheit sollte auch nicht ausschließlich militärisch verstanden werden, da die Sicherheitsarchitektur auch „Rüstungskontrolle, vertrauensbildende Maßnahmen und Diplomatie“ umfasst, betont Konrad Schetter vom Bonn International Center for Conflict Studies (BICCC). Seiner Ansicht nach ist auch eine wirksame Entwicklungspolitik wichtig.

Stoppt die Waffenlieferungen an Israel

In ihrem Bericht äußerten die Forscher ihre tiefe Besorgnis über die globale Erosion des Völkerrechts.

Sie stellten die zunehmende „Entmenschlichung des Krieges“, die weit verbreitete Missachtung des Schutzes von Zivilisten, die Umwandlung von Krankenhäusern und Schulen in direkte Ziele militärischer Angriffe sowie die Verweigerung oder Instrumentalisierung humanitärer Hilfe für politische Zwecke fest.

Dies zeigt sich insbesondere im russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine und im Krieg zwischen Israel und der Hamas.

Die Lage in Gaza ist für Forscher erschreckend, da der Krieg mehr als 53.000 Menschenleben gefordert und den Gazastreifen schwer zerstört hat.

Die Friedensforscher fordern daher „dringender denn je“ ein Ende der Waffenlieferungen an Israel, die im Gazastreifen und im Westjordanland eingesetzt werden könnten.

Sie behaupten, Israel habe das humanitäre Völkerrecht „eklatant“ verletzt und die Grenzen der „legitimen Selbstverteidigung“ überschritten.

Zwischen Oktober 2023 und Mai 2025 wurden Rüstungsexporte aus Deutschland nach Israel im Wert von rund einer halben Milliarde Euro genehmigt.

Dies schrieb die Bundesregierung in der Antwort auf eine Anfrage der Bundestagsfraktion der Linkspartei.

Zu den Exporten gehörten auch Schusswaffen, Munition, Waffenteile, Spezialausrüstung für Heer und Marine, elektronische Ausrüstung und Spezialpanzer.

Netanjahu nicht nach Deutschland einladen

Der Bericht fordert die Bundesregierung auf, das Völkerrecht zu achten. Die Wissenschaftler beziehen sich dabei auf eine Aussage von Friedrich Merz, dem Vorsitzenden der Christlich Demokratischen Union (CDU), vor seinem Amtsantritt als Bundeskanzler.

Nach seinem Wahlsieg kündigte Merz an, den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu trotz des gegen ihn erlassenen Haftbefehls des Internationalen Strafgerichtshofs nach Deutschland einladen zu wollen.

Merz sagte, er habe Netanjahu „die Mittel und Methoden“ versprochen, die es ihm ermöglichen würden, „Deutschland zu besuchen und zu verlassen, ohne in Deutschland verhaftet zu werden“.

Die Wissenschaftler fordern Deutschland außerdem auf, sich „mittelfristig“ für die Anerkennung eines palästinensischen Staates einzusetzen.

Sie betonen, dass eine „dauerhafte Lösung des Palästinakonflikts“ „Israels Recht auf einen jüdischen Staat innerhalb sicherer Grenzen in keiner Weise einschränkt“.

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