X

Nach 3 Jahren Krieg... Ukrainer integrieren sich in den deutschen Arbeitsmarkt

Nach 3 Jahren Krieg... Ukrainer integrieren sich in den deutschen Arbeitsmarkt
Tuesday 25 February 2025 - 14:26
Zoom

Vor drei Jahren begann in Europa die größte Flüchtlingsbewegung seit dem Zweiten Weltkrieg – wie gut haben sich die Ukrainer bislang in den deutschen Arbeitsmarkt integriert? Als der russische Präsident Wladimir Putin am 24. Februar 2022 seinen Angriff auf das Nachbarland startete, war das Überleben das wichtigste Ziel der meisten Ukrainer. Nach Aussagen von Betroffenen dürfte der geringste Anteil davon noch jahrelang in Deutschland bleiben.

Ich frage mich, wie sich die Dinge seitdem entwickelt haben?

Der Arbeitsmarktforscher Enzo Weber sieht deutliche Fortschritte bei der Integration der Ukrainer in den Arbeitsmarkt. „Seit Anfang 2024 hat sich das Tempo der Verbesserung deutlich beschleunigt, die Beschäftigungsquote der Ukrainer steigt um etwa 7.000 Menschen pro Monat“, sagte der Ökonom des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Deutschen Presse-Agentur. „Wir liegen jetzt bei einer Beschäftigungsquote von deutlich über 30 Prozent“, fügte er hinzu und stellte fest, dass Deutschland im Vergleich zu anderen europäischen Ländern bei der Beschäftigung ukrainischer Flüchtlinge auf eine durchschnittliche Position zusteuere.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes leben derzeit etwa 1,2 Millionen Menschen aus der Ukraine in Deutschland, das sind etwa achtmal so viele wie zu Kriegsbeginn. Die Bundesagentur für Arbeit meldete, dass die Zahl der Ukrainer, die bei den Qualifizierungszentren als „vermittelbar“ gemeldet seien, im Januar bei knapp einer halben Million liege.

Die Zahl der auf dem deutschen Arbeitsmarkt beschäftigten Ukrainer habe im November 296.000 Menschen erreicht, darunter etwa 245.000 in sozialversicherungspflichtigen Beschäftigungsverhältnissen, teilte die Arbeitsagentur mit. Im Vergleich zum Vorjahresmonat ist die Zahl der in Deutschland arbeitenden Ukrainer um rund 83.000 Menschen gestiegen. 

Nach Angaben der Agentur arbeiten Ukrainer vor allem in den Bereichen Industrie, Handel, Gesundheits- und Sozialwesen, Baugewerbe, Gastgewerbe und Wirtschaftsdienstleistungen. Wie die Agentur mitteilte, belief sich die Zahl der arbeitslosen Ukrainer in Deutschland bis zum vergangenen Januar auf 211.202 Personen. 98.000 Menschen nehmen an Integrationskursen teil, 29.000 an berufsbezogenen Sprachkursen und 21.000 an Programmen zur Integration in den Arbeitsmarkt. 

Karrierebeschleunigungsprogramm  

Unter den ukrainischen Flüchtlingen in Deutschland befinden sich rund 706.000 Menschen, die Grundsicherung beziehen, darunter rund 200.000 Kinder. Im Herbst 2023 kündigte die Bundesregierung das Programm „Job-Turbo“ an, das Geflüchteten mit Bleibeperspektive eine schnellere Integration in den Arbeitsmarkt ermöglichen soll.

„Das Programm zur Beschleunigung der Beschäftigung funktioniert im ganzen Land“, sagte der deutsche Arbeitsminister Hubertus Heil von der Sozialdemokratischen Partei des Bundeskanzlers Olaf Scholz. Dank des Programms kämen jeden Monat Tausende Ukrainer auf den Arbeitsmarkt, zahlten Steuern und trügen zum Fortschritt des Landes bei, fügte der Minister hinzu, der der Sozialdemokratischen Partei des deutschen Bundeskanzlers Olaf Scholz angehört. „Bund, Länder und Kommunen werden diesen Ansatz auch künftig gemeinsam mit den Arbeitsagenturen vorantreiben“, fügte er hinzu.

Weber weist jedoch darauf hin, dass die Auswirkungen des Career Accelerator-Programms noch unklar seien. Er fügte hinzu: „Wir haben bereits Erfahrungen mit der Integration von Flüchtlingen und wissen, dass es bestimmte Wege im Prozess der Integration in den Arbeitsmarkt gibt und dass diese Wege Zeit brauchen.“

Bemerkenswert ist, dass ukrainische Flüchtlinge seit 2022 durch die EU-weite „Massenzustromrichtlinie“ geschützt sind, wie das Mediendienstportal „Medinat Integration“ erklärt. Diese Richtlinie gewähre Kriegsflüchtlingen aus der Ukraine „automatisch einen Aufenthaltsstatus“. Die Bundesregierung hatte diese Maßnahme Ende vergangenen Jahres bis März 2026 verlängert. 

Hindernisse für die Integration in den deutschen Arbeitsmarkt 

Sara Strobel, Projektleiterin des Netzwerks „Unternehmen integrieren Flüchtlinge“, sieht in mangelnden Deutschkenntnissen eine der größten Hürden für den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Dieses Projekt wurde auf Initiative des Deutschen Industrie- und Handelskammertags und des Bundeswirtschaftsministeriums im Jahr 2016 ins Leben gerufen.

„Auch der Mangel an Kinderbetreuung stellt ein großes Hindernis dar, denn die überwiegende Mehrheit der Flüchtlinge sind Frauen“, ergänzt Strobel. Darüber hinaus wies Wirtschaftsexperte Weber darauf hin, dass es für Flüchtlinge noch weitere Hürden bei der Integration in den Arbeitsmarkt gebe, etwa bei der Anerkennung von Bildungsabschlüssen und der Dauer der Verfahren.

Der Zentralverband des Deutschen Handwerks wiederum geht davon aus, dass es vielen Flüchtlingen zunächst an ausreichenden Sprachkenntnissen und einer entsprechenden Qualifikation mangelt. Ein weiteres Hindernis seien fehlende Kenntnisse über das Berufsbildungssystem in Deutschland. „Viele Flüchtlinge sind sich der beruflichen Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten, die das Handwerk bietet, schlicht nicht bewusst“, erklärt der Verband.

Nach Angaben des Verbandes liegen die Beschäftigtenzahlen im Handwerk bislang noch „unter den Erwartungen“. Weber sagt, dass die Ukrainer auf dem Arbeitsmarkt aktiver würden, fügt jedoch hinzu, dass dieser Sektor nicht „die treibende Kraft auf dem Arbeitsmarkt“ sei. „Allein durch die Überalterung verlieren wir jedes Jahr weit mehr Arbeitskräfte als es Ukrainer auf dem Arbeitsmarkt gibt“, so Weber weiter. Viele von ihnen arbeiten allerdings in Berufen, die unterhalb ihrer eigentlichen Qualifikation liegen.

Fügen Sie Ihren Kommentar hinzu

300 / Verbleibende Zeichen 300
Veröffentlichungsbedingungen : Beleidigen Sie nicht den Autor, Personen, Heiligtümer, greifen Sie keine Religionen oder die Gottheit an, vermeiden Sie rassistische Anstiftung und Beleidigungen

Kommentare (0)

Die in den Kommentaren geäußerten Meinungen spiegeln nur die Meinungen ihrer Autoren wider und nicht die von Lou.Press

Mehr lesen