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Marokko und der europäische CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM): Resilienz als Chance

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Marokko und der europäische CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM): Resilienz als Chance

Marokko bestätigt seine Rolle als Vorreiter der Energiewende und positioniert sich als einer der am wenigsten gefährdeten Akteure angesichts des von der Europäischen Union eingeführten CO2-Grenzausgleichsmechanismus (CBAM). Laut einer aktuellen Analyse der RES4Africa Foundation präsentiert sich das Königreich als wettbewerbsfähiger und resilienter Partner in einem Umfeld, in dem sich viele Exportländer auf neue Handelsbeschränkungen vorbereiten.

Der CO2-Grenzausgleichsmechanismus, der im Januar 2026 voll einsatzfähig sein wird, zielt darauf ab, Importe kohlenstoffintensiver Produkte wie Stahl, Zement, Aluminium, Düngemittel und bald auch Strom zu besteuern, um das Risiko einer CO2-Verlagerung in die Europäische Union zu verringern. Für die Exportländer stellt diese Maßnahme eine große wirtschaftliche Herausforderung dar.

Marokko, ein wichtiger Handelspartner der EU, hat dank einer ehrgeizigen Dekarbonisierungsstrategie dennoch eine Vorreiterrolle übernommen. Die Anstrengungen des letzten Jahrzehnts haben es Marokko ermöglicht, einen negativen CO2-Grenzausgleichsindex aufzuweisen, was darauf hindeutet, dass seine Exporte weniger Emissionen aufweisen als der europäische Durchschnitt. Dieser Vorteil könnte sich in einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit auf den Märkten niederschlagen.

Diese günstige Situation ist das Ergebnis massiver Investitionen in erneuerbare Energien. Marokko strebt an, bis 2030 mehr als 50 % seiner Stromproduktion aus Solar-, Wind- und Wasserkraft zu decken. Gleichzeitig werden Schlüsselprojekte im Bereich grüner Wasserstoff entwickelt, die das Land zu einem wichtigen Akteur im Bereich saubere Energie machen.

Regulatorisch bereitet das Königreich zudem die Einführung einer nationalen CO2-Steuer ab 2026 vor, die schrittweise über zehn Jahre eingeführt werden soll. Das Marokkanische Institut für Normung (IMANOR) ist für die Überwachung und Validierung der CO2-Bilanz von Unternehmen zuständig und gewährleistet so Transparenz im Einklang mit europäischen Standards.

Laut der Analyse der RES4Africa Foundation sticht Marokko insbesondere im Zementsektor hervor, dessen Emissionen deutlich unter dem europäischen Durchschnitt liegen. Während Ägypten und Tunesien stärker vom CBAM betroffen zu sein scheinen, profitiert das Königreich von einer gesteigerten Wettbewerbsfähigkeit und einer stärkeren Diversifizierung seiner Exporte.

Ein weiterer großer Vorteil: Marokko ist das einzige nordafrikanische Land, das an das europäische Stromnetz angeschlossen ist, und bereits Stromexporteur. Die bevorstehende Integration dieses Sektors in den CBAM könnte sich daher als Wachstumsmotor erweisen, sofern der niedrige CO2-Fußabdruck seiner Produktion zertifiziert wird.

Über die kommerziellen Aspekte hinaus ist der marokkanische Ansatz auch Teil einer diplomatischen Strategie. Durch die rasche Angleichung seines Steuersystems und seiner Industriestandards an die der EU stärkt das Königreich seine Glaubwürdigkeit als regionales Energie- und Industriezentrum.

Wie die Analyse der RES4Africa Foundation zeigt, gibt sich Marokko nicht damit zufrieden, lediglich ein „Musterschüler“ zu sein, wenn es um die Erfüllung europäischer Anforderungen geht. Das Land beweist seine Fähigkeit, eine Hürde in eine Chance zu verwandeln, sein Image als zuverlässiger Partner zu festigen und seine Attraktivität für Investoren zu steigern.

Kurz gesagt: Die Einführung des CBAM, die von vielen Ländern als Bedrohung wahrgenommen wird, könnte Marokkos grüne Wende und internationale Wettbewerbsfähigkeit beschleunigen.



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