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Studie prophezeit Beitragsexplosion in der Sozialversicherung
In der Sozialversicherung drohten die Beiträge massiv zu steigen. Einer aktuellen Studie zufolge könnten die Beiträge in zehn Jahren auf über 48 Prozent klettern.
Schlechte Aussichten für Angestellte und Arbeitgeber in Deutschland. Ihnen drohen in den kommenden Jahren nach einer neuen Studie stark steigende Sozialbeiträge. Bis 2035 könnten die Beiträge für Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung demnach insgesamt um 7,5 Punkte auf 48,6 Prozent steigen. Die von der Politik häufig propagierte Obergrenze von 40 Prozent, die schon heute leicht überschritten wird, wäre damit in weiter Ferne.
Die Beiträge in den verschiedenen Versicherungszweigen könnten sich der Studie zufolge wie folgt entwickeln:
In der gesetzlichen Krankenversicherung droht bis 2035 ein Beitragssprung von 16,3 auf 19,3 Prozent.In der gesetzlichen Rentenversicherung ist gemäß der Studie und unter Einberechnung des geplanten Ampel-Rentenpakets mit einem Beitragsanstieg von derzeit 18,6 auf 22,3 Prozent 2035 zu rechnen.In der Pflegeversicherung könnte der Beitragssatz um 0,7 Prozentpunkte bis 2030 steigen.In der Arbeitslosenversicherung geht der Beitragssatz laut der Studie zunächst von 2,6 Prozent bis 2027 auf 2,5 Prozent zurück. Bis 2035 ist dann mit einem Anstieg auf 3,0 Prozent zu rechnen.
Einen Teil der Kosten trägt jeweils der Arbeitgeber, einen Teil der Arbeitnehmer. Bei der Krankenversicherung sind es je 50 Prozent. Ein Arbeitnehmer mit einem Bruttolohn von 2.500 Euro müsste demzufolge in zehn Jahren allein für die Krankenversicherung pro Monat 241,25 Euro blechen – rund 38 Euro mehr als heute. Aufs Jahr macht das über 450 Euro. Die Beiträge für die Renten-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung sowie Steuern kommen noch obendrauf.
DAK-Chef fordert: Politik muss eingreifen
Für die Studie, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt, hatte das Berliner IGES-Institut im Auftrag der DAK-Gesundheit die Beitragsentwicklung bei der Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung berechnet, wie sie aus heutiger Sicht naheliegend erscheint. Dazu gingen die Forscher von mittleren Werten bei den bestimmenden Größen für die Beiträge aus – der Geburtenrate, der Lebenserwartung, der Migrationsbewegung und der Lohnentwicklung. Für jeweils günstigere und ungünstigere Entwicklungen stellten sie die Abweichungen bei den Beiträgen dar. Die DAK ist mit rund 5,5 Millionen Versicherten die drittgrößte Krankenkasse Deutschlands, nach Techniker Krankenkasse und Barmer.
DAK-Vorstandschef Andreas Storm warnte, die Sozialabgaben könnten entgegen bisherigen politischen Ankündigungen realistisch nicht auf 40 Prozent gedeckelt werden. Er forderte die Politik auf, wirksam in die Entwicklung einzugreifen und eine Beitragsexplosion zu verhindern. Nötig sei ein Stabilitätspakt für die gesetzliche Krankenversicherung. Den Kassen müssten die Ausgaben für die Versicherung von Menschen mit Bürgergeld vom Bund erstattet werden. Der Bundeszuschuss für die gesetzliche Krankenversicherung müsse jährlich steigen. Zudem schlug Storm vor, die Ausgaben der gesetzlichen Krankenkassen an der durchschnittlichen Entwicklung der beitragspflichtigen Einnahmen zu koppeln. Dies würde wie eine "dynamische Ausgabendeckelung" wirken, so der Kassenchef.
Schon 2025 wird es teurer
Die Studie ist mit ihrer düsteren Prognose nicht allein. Auch der unabhängige Beirat des Stabilitätsrats, der die Haushaltsführung von Bund und Ländern überwacht, geht von höheren Beiträgen für gesetzlich Versicherte aus. "Schon im kommenden Jahr rechne ich mit einer Erhöhung der Sozialversicherungsbeiträge um mindestens einen halben Prozentpunkt", hatte der Beiratsvorsitzende Thiess Büttner im Mai der "Bild"-Zeitung gesagt. In den Jahren danach werde es zu weiteren Erhöhungen kommen.
Die DAK geht für 2025 von einem halben Prozentpunkt mehr bei der Kranken- und 0,2 Punkten bei der Pflegeversicherung aus. Ähnlich pessimistisch ist man bei der AOK. Im März sagte Sprecher Kai Behrens der "Bild"-Zeitung, es sei davon auszugehen, "dass sich die Beitragsspirale aufgrund der geplanten Reformen der Ampel-Regierung weiter nach oben drehen wird".