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Energie: Marokko beschleunigt Umstellung von Erdgas auf grünen Wasserstoff

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Energie: Marokko beschleunigt Umstellung von Erdgas auf grünen Wasserstoff
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Angesichts der Anforderungen an Dekarbonisierung und Energiesouveränität strukturiert Marokko sein Energiemodell grundlegend um. Zwei zentrale Treiber zeichnen sich ab: Erdgas für sofortige Stabilität und grüner Wasserstoff für eine kohlenstoffarme Zukunft.

Marokko setzt sich für eine ambitionierte Energiewende ein und stellt Erdgas und grünen Wasserstoff in den Mittelpunkt seiner Diversifizierungsstrategie. Um Emissionen zu reduzieren und die Versorgung zu sichern, will das Königreich den Erdgasanteil am Energiemix bis 2030 auf 30 % erhöhen.

Diese Entscheidung ist Teil einer integrierten, sektorübergreifenden Strategie, die umfangreiche Investitionen, öffentlich-private Partnerschaften und den Ausbau kritischer Infrastrukturen kombiniert. Das Ziel: die Stärkung der Energieunabhängigkeit unter Einhaltung der Klimaverpflichtungen.

Auf der 16. Energiekonferenz in Ouarzazate bekräftigte die Ministerin für Energiewende und nachhaltige Entwicklung, Leila Benali, Marokkos Ambitionen mit der Ankündigung einer Interessenbekundung für den Ausbau der landesweiten Gasinfrastruktur.

Dieses Programm umfasst den Bau eines Flüssigerdgasterminals (LNG) im Hafen von Nador West Med sowie den Aufbau eines Gaspipelinenetzes, das das Terminal an die Maghreb-Europa-Pipeline (GME) anschließt. Dieses Netz wird bestehende und zukünftige Kraftwerke sowie mehrere Industriegebiete zwischen Mohammedia und Kenitra versorgen. Schließlich wird es mit zukünftigen Terminals an der Atlantikküste verbunden und über den Hafen von Dakhla an das Afrika-Atlantische Gaspipeline-Projekt angebunden.

Die geplante Kapazität dieser Pipeline beträgt 30 Milliarden Kubikmeter Erdgas pro Jahr, wovon die Hälfte dank bestehender Verbindungen zur GME für den Export nach Europa bestimmt wäre.

Gleichzeitig strukturiert Marokko aktiv seinen Sektor für grünen Wasserstoff. Im Rahmen der nationalen Initiative zur Förderung der Wasserstoffproduktion aus erneuerbaren Energien wurden bereits mehrere internationale Konsortien ausgewählt. Dieser Erfolg unterstreicht ein wettbewerbsfähiges Modell, das internationalen Standards entspricht und durch eine hohe regionale Attraktivität unterstützt wird.

Bis 2030 will das Land seine Produktionskapazität für erneuerbare Energien auf 120 GW erhöhen und massive Investitionen in den grünen Wasserstoffsektor anziehen, mit einem Gesamtziel von 300 Milliarden US-Dollar.

In dieser Transformation gilt Erdgas als wesentliche Übergangslösung. Es stabilisiert das Netz, gleicht die Schwankungen der erneuerbaren Energien aus, gewährleistet die Versorgungssicherheit und trägt gleichzeitig zur sofortigen Reduzierung der CO₂-Emissionen bei.

Grüner Wasserstoff wiederum eröffnet langfristige Perspektiven, insbesondere durch die Entwicklung von grünem Ammoniak für die Düngemittelindustrie oder dessen schrittweise Einspeisung in die Gasinfrastruktur (gemischt). Das Gaspipelineprojekt zwischen Nigeria und Marokko sollte in dieser Hinsicht eine strukturierende Rolle spielen.

Langfristig ist das Ziel klar: Marokko zu einer grünen Industrieplattform zu machen. Das Land möchte energieintensive Sektoren wie die Produktion von kohlenstoffarmem Stahl, kohlenstoffarmen Chemikalien und nachhaltigen Baumaterialien anziehen. Dieses Ziel basiert auf der strategischen Zusammenlegung von Energie- und Industrieinfrastruktur sowie dem Ausbau nationaler Kapazitäten in Logistik, Ausbildung und Produktion.

Diese Transformation erfordert erhebliche finanzielle Mittel. Allein der Fahrplan für erneuerbare Energien, einschließlich 20 GW grünem Wasserstoff, wird kumulierte Investitionen von über 500 Milliarden Dirham mobilisieren. Allein für die nächsten fünf Jahre sind bereits über 27 Milliarden Dirham für den Ausbau der Netze und die Integration sauberer Energien eingeplant.

Eines ist sicher: Der Staat allein wird diese Transformation nicht bewältigen können. Ein Finanzierungsmix aus öffentlichen, privaten und internationalen Partnern wird unerlässlich.

Zwischen unmittelbarer Reaktion und vorausschauender Planung schlägt Marokko einen klaren Weg ein. Erdgas sorgt für kurzfristige Stabilität, während grüner Wasserstoff den Weg für eine kohlenstoffarme Industrialisierung ebnet. Diese Strategie konzentriert sich konsequent auf Innovation, Resilienz und Energiewettbewerbsfähigkeit.

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