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Die marokkanische Sahara-Frage: Ein geopolitischer Wendepunkt für die Neugestaltung globaler Gleichgewichte
Die marokkanische Sahara-Frage überschreitet die Grenzen traditioneller Diplomatie und wird zu einem zentralen Punkt für die Neugestaltung internationaler Gleichgewichte. Während sich der UN-Sicherheitsrat mit der Diskussion dieses Themas befasst, wird deutlich, dass es sich nicht nur um einen regionalen Streit handelt, sondern vielmehr Ausdruck eines umfassenderen Konflikts zwischen den fünf ständigen Mitgliedern des Rates ist, in dem jede Partei versucht, ihre strategischen Interessen durchzusetzen und die Konturen der Weltordnung neu zu gestalten.
In diesem Zusammenhang enthüllte die spanische Zeitung Atalayar, dass sich die nordafrikanische Region mit ihren atlantischen und küstennahen Ausläufern zu einem entscheidenden geopolitischen Zentrum entwickelt, in dem sich Energielinien, Sicherheitskorridore und der Wettbewerb um Einfluss kreuzen und die Konturen der internationalen Ordnung im 21. Jahrhundert prägen.
Die Zeitung fügte in einem Artikel des Schriftstellers Cherkaoui Rodani hinzu, dass die marokkanische Sahara-Frage nicht länger nur ein regionales Problem sei, sondern vielmehr eine Arena, in der sich der Wettbewerb zwischen Großmächten manifestiere. Der Sicherheitsrat stelle ein geopolitisches Schachbrett dar, auf dem die Sahara nicht nur ein Randfeld, sondern eine strategische Figur sei, die die Logik der konkurrierenden Mächte verdeutliche.
Der Artikel betont, dass die Vereinigten Staaten, Frankreich und das Vereinigte Königreich die Sahara-Frage als direkt mit der regionalen Stabilität und der Sicherheit der Atlantikrouten verbunden betrachten. Washington versucht, die Frage in eine internationale Ordnung einzubetten, die seinen Regeln entspricht, und gleichzeitig einen strategischen Verbündeten zu stärken, der in der Lage ist, Sicherheit in der Sahelzone zu schaffen und rivalisierenden Einflüssen entgegenzutreten.
London seinerseits stützt sich auf sein maritimes Erbe und sein wachsendes Interesse an den Atlantikkorridoren, um seine „Global Britain“-Doktrin zu unterstützen und gleichzeitig seine Handels- und Energiepartnerschaften zu sichern. Frankreich hingegen ist zu einem „realpolitischen“ Ansatz übergegangen, bei dem die Anerkennung der Souveränität Marokkos über die Sahara zu einer strategischen Notwendigkeit geworden ist, um seine Partnerschaft mit Rabat zu stärken.
Auf der Ebene des afrikanischen Kontinents, so die Zeitung weiter, sei es selbst zu einer Schlüsselvariable in dieser geopolitischen Gleichung geworden. Der Kontinent erlebt eine tiefgreifende geopolitische und wirtschaftliche Umstrukturierung mit konkurrierenden regionalen Allianzen wie der ECOWAS, der SADC und der Afrikanischen Kontinentalen Freihandelszone.
In diesem Kontext entwickelt sich Marokko zu einer führenden Kraft in wichtigen Sektoren wie erneuerbaren Energien, Logistikkorridoren, regionaler Sicherheit und afrikanischen Finanzen. Diese Rolle macht Rabat auch zu einem Schlüsselakteur im kontinentalen Wandel und zu einem unverzichtbaren Zentrum für Atlantik- und Küstenstrategien.
Der Autor betont jedoch, dass dieser Aufstieg auf Widerstand Algeriens stößt, das die Afrikanische Union als Plattform nutzt, um sich der Konsolidierung des marokkanischen Autonomieplans zu widersetzen. Ebenso sieht Südafrika den Aufstieg Marokkos als Bedrohung seines kontinentalen Einflusses, während Nigeria zwischen praktischer Zusammenarbeit im Rahmen des nigerianisch-marokkanischen Gaspipelineprojekts und dem latenten Wettbewerb um die Führung in Westafrika schwankt.
Russland, so der Artikel weiter, betrachte die Sahara-Frage durch das Prisma seiner globalen Konfrontation mit dem Westen und sehe sie als indirekten Schauplatz des Widerstands gegen westliche Einmischung.
China hingegen verfolgt einen differenzierteren Ansatz: Es unterstützt das Prinzip der nationalen Souveränität und versucht gleichzeitig, seinen wirtschaftlichen Einfluss in Afrika durch die Belt and Road Initiative auszuweiten. Die Sahara und ihre Küstenerweiterungen seien in diesem Zusammenhang ein entscheidendes Bindeglied.
In diesem Zusammenhang betont Cherkaoui, dass Rabat vor einer doppelten Herausforderung stehe: den Autonomieplan in eine unumkehrbare Errungenschaft zu verwandeln und die Sahara als Zentrum der regionalen Integration zu etablieren. Um dies zu erreichen, müsse Marokko den Autonomieplan in Zusammenarbeit mit Washington, London, Paris sowie afrikanischen und lateinamerikanischen Partnern in der Sprache der Vereinten Nationen konsolidieren.
Zweitens müsse es die Sahara durch konkrete Projekte wie Energiekorridore zur Küste, Atlantikhäfen und Industriegebiete in den südlichen Provinzen als Zentrum der Integration hervorheben.
Drittens muss es die internationalen Beziehungen ausgewogen gestalten, indem es Allianzen mit dem Westen stärkt und einen praktischen Dialog mit Moskau und Peking führt, um den Widerstand zu neutralisieren.
Der Autor kommt zu dem Schluss, dass die marokkanische Sahara kein regionaler Streit mehr ist, sondern vielmehr ein zentraler Punkt für die Neugestaltung der Weltordnung. In einer Welt, in der Interessen mehr als Prinzipien definiert werden, ist die marokkanische Sahara nicht nur ein umstrittenes Gebiet, sondern ein geopolitischer Dreh- und Angelpunkt, an dem die Zukunft der regionalen und globalen Stabilität gestaltet wird.